Weltbürgerlichkeit - Freigeistige Aktion

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Weltbürgerlichkeit

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Globales Lernen und lokales Handeln -
Weltbürgerlichkeit durch Integrationsunterricht

Europa und auch Deutschland haben ein grundsätzliches Problem im Umgang mit pluralen Gesellschaften. „Der Umgang mit moralischer und religiöser Vielfalt ist eine der größten Herausforderungen, mit denen unsere Gesellschaften gegenwärtig konfrontiert sind." Dies schreiben Jocelyn Maclure und Charles Taylor im Klappentext des im Suhrkamp Verlag erschienenen Büchleins „Laizität und Gewissensfreiheit". „Hunger ist kein Schicksal, sondern wird von Menschen gemacht", formuliert Jean Ziegler in seiner nicht gehaltenen Festspielrede 2011 vor den Salzburger Festspielgästen. Er wurde ausgeladen, da seine Einsichten, die er als Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung gewonnen hatte, den Organisatoren der Salzburger Festspiele zu weit gingen. Ziegler: „Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet."
Was läuft falsch mit der Integration in Europa und in Deutschland bis hin zur Entwicklungspolitik für ärmere Länder? Mit diesen Themen befasste sich das Seminar in Klingberg vom 21.-23.9.2012 unter dem Aspekt: "Globales Lernen und lokales Handeln".
Wie gelingt die Integration unterschiedlicher Kulturen im globalen Dorf in Achtung vor den Unterschieden und im Wissen, eine gemeinsame Welt dabei zu teilen? Ist es nicht vor allem wichtig, zu einem Gespräch zu kommen, in dem wir nicht von Absolutismen ausgehen, von unbedingt gültigen Werten, sondern von dem, was dem vorausgeht, dem Wissen darum, wie wir uns gegenseitig verstehen und verständigen? Seit 1789 die französische Nationalversammlung die Menschenrechte und die Gleichberechtung aller verkündete, sind sie zum Ansporn für viele geworden, nach Freiheit und Demokratie zu streben.
Unsere These ist: Mit Laizität in der Politik, wenn der Staat neutral gegenüber Religionen und Weltanschauungen eingestellt ist und handelt, ist die Voraussetzung für die Menschenrechte (MR) am besten zu verwirklichen. Fahndungslisten reichen dafür nicht aus.
Es besteht dringender Handlungsbedarf in Deutschland, diese Voraussetzungen für die Gültigkeit der Menschenrechte zu verwirklichen und auch anzuwenden. Das heißt ganz konkret, für die Menschenrechte einzutreten und keine Einschränkungen der MR aufgrund religiöser Riten zuzulassen, wie sie in Deutschland auch aufgrund des Briefes des israelischen Staatspräsidenten Peres an Bundespräsident Gauck diskutiert werden. Menschenrechte müssen als Individualrechte über den vermeintlichen Rechten religiöser oder weltanschaulicher Gruppierungen stehen. Deutschland muss einen Integrationsunterricht einführen, der in staatlicher Verantwortung verbindlich für alle in den Schulen erteilt wird. Eventuell ist eine deutsch/französische Initiative zu diesem Integrationsunterricht hilfreich, der auch europaweit erforderlich ist. So kann nach Auffassung der Seminarteilnehmer unter anderem Mordanschlägen orientierungslos gewordener Jugendlicher, wie in Deutschland, Norwegen oder Frankreich, langfristig entgegengewirkt werden. Nur ein Integrationsunterricht, der eine verbindliche Ethik für alle beinhaltet, kann die interkulturelle Kompetenz von Kindern und Jugendlichen fördern und damit zu einem friedlichen Zusammenleben künftiger Generationen beitragen.

Klingberg, 24.9.2012 Horst Prem
im Auftrag der Seminarteilnehmer




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