Bücher-Restitution-2017
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Provenienzforschung und Restitution an der Bayerischen Staatsbibliothek in München
Foto: Ortrun Lenz, Freigeistige Aktion für humanistische Kultur e.V., Dr. Stephan Kellner, BSB, Renate Bauer, Präsidentin Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V, Assunta Tammelleo, Bund für Geistesfreiheit München / (Foto: BSB, I. Gessner)
Am 24. Juli 2017 restituierte die BSB zehn Buchtitel des Kartells der freiheitlichen Vereine in München an den Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. Die Ortsgruppe des Kartells wurde 1933 verboten. Diese Bücher waren durch die Geheime Staatspolizei, eine Organisation des NS-Regimes, beschlagnahmt worden. In einigen der Bücher befinden sich auch Besitzstempel von Max Riess, einem der Gründungsmitglieder des Kartells.
Drei Restitutionen von NS-Raubgut: Bayerische Staatsbibliothek gibt insgesamt 56 Bücher zurück
Die Bayerische
Staatsbibliothek (BSB) restituiert aus ihren Beständen 56 unrechtmäßig
erworbene Bücher an zwei Einrichtungen und eine Privatperson und stellt
sich damit ihrer Verantwortung.
Die
in Berlin ansässige Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“
(GNML) erhält 45 unrechtmäßig von der BSB erworbene Titel zurück. Die
Bücher werden am 27.7.2017 in Berlin überreicht - in einem gemeinsamen
Termin mit der Universitätsbibliothek Leipzig und der Zentral- und
Landesbibliothek Berlin, die ebenfalls Bücher an die Loge restituieren.
Das NS-Regime
hatte die deutschen Freimaurerlogen ab 1933 zur Auflösung gezwungen,
zwei Jahre später die Freimaurer verboten, viele Logenbrüder wurden
verfolgt. Die restituierten Titel waren 1938/39 durch ein Tauschgeschäft
mit der SS-Schule „Haus Wewelsburg“ in die Bayerische Staatsbibliothek
gekommen. Bei dieser Transaktion hatte diese vom
Reichssicherheitshauptamt in Berlin als Gegenleistung für eigene
Doppelstücke zahlreiche Bücher aus Freimaurerbibliotheken erhalten. Die
Werke stammen zum Großteil aus der Bibliothek der Loge „Zu den drei
Weltkugeln; einige Bücher gehörten Logen, die nach dem Zweiten Weltkrieg
nicht mehr wieder errichtet wurden; die GNML ist hier Rechtsnachfolger.
Am
24.7.2017 restituiert die BSB in München zehn Buchtitel des „Kartells
der freiheitlichen Vereine in München“ an den „Dachverband Freier
Weltanschauungsgemeinschaften e.V.“. Die Ortsgruppe des Kartells wurde
1933 verboten. Diese Bücher waren durch die Geheime Staatspolizei, eine
Organisation des NS-Regimes, beschlagnahmt worden. In einigen der
Bücher befinden sich auch Besitzstempel von Max Riess, einem der
Gründungsmitglieder des Kartells.
Bereits
am 4.7.2017 gab die BSB eine 1922 erschienene Ausgabe von Rosa
Luxemburgs „Koalitionspolitik oder Klassenkampf?“ an Ernst Grube, den
Urenkel des Eigentümers Wilhelm Olschewski zurück. Im Buch findet sich
der gestempelte Besitzvermerk Wilh. Olschewski. Er weist auf zwei
Münchner Widerstandskämpfer hin, die von den Nationalsozialisten
ermordet wurden. Wilhelm und Wilhelm Olschewski jun., Vater und Sohn,
waren während des 2. Weltkriegs im kommunistischen Widerstand aktiv. Das
Buch wurde wohl 1942 konfisziert und schließlich der BSB übermittelt.
Dr.
Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: „Die
Bayerische Staatsbibliothek arbeitet kontinuierlich und zügig daran,
während der NS-Zeit unrechtmäßig erworbene Werke an die Eigentümer oder
ihre Nachkommen zurückzugeben. Mit der öffentlichen Rückgabe der
beraubten Bücher und Handschriften stellt sich die Bibliothek ihrer
Verantwortung für ihre Verstrickung in NS-Unrecht.“
Seit
2003 sucht die Bayerische Staatsbibliothek aktiv und zunächst in
Eigeninitiative nach NS-Raubgut in ihren Beständen: So erhielt 2007 das
Thomas-Mann-Archiv Zürich 78 Bände aus der Bibliothek des
Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers. Die Förderung durch das
Deutsche Zentrum Kulturgutverluste trägt seit 2013 sehr dazu bei, die
Recherchen voranzutreiben und Rückgaben zügig durchzuführen: 2015 konnte
das Plocker Pontifikale, das älteste polnische Pontifikale, an die
katholische Kirche in Polen zurückgegeben werden. Vor wenigen Wochen
erst restituierte die BSB gemeinsam mit der Generaldirektion der
Staatlichen Archive Bayerns 44 Werke an die Nachkommen des Münchner
Orientalisten Prof. Karl Süßheim.
Über die Bayerische Staatsbibliothek:
Die
Bayerische Staatsbibliothek, gegründet 1558 durch Herzog Albrecht V.,
genießt als internationale Forschungsbibliothek Weltrang. Mit mehr als
10,3 Millionen Bänden, rund 59.000 laufenden Zeitschriften in
elektronischer und gedruckter Form und knapp 131.000 Handschriften
gehört die Bibliothek zu den bedeutendsten Wissenszentren und
Gedächtnisinstitutionen der Welt. Mit über 1,9 Millionen digitalisierten
Werken verfügt die Bayerische Staatsbibliothek über den größten
digitalen Datenbestand aller deutschen Bibliotheken. Die Bibliothek
bietet vielfältige Dienste im Bereich innovativer digitaler
Nutzungsszenarien an.
Bildnachweis: Bayerische Staatsbibliothek/Öffentlichkeitsarbeit
Zehn Bücher restituiert die Bayerische Staatsbibliothek an den "Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V.".
Ansprechpartner:
Dr. Stephan Kellner
DBB/Bavarica-Referat
Tel. 089/28638-2278
E-Mail: stephan.kellner@bsb-muenchen.de
Peter Schnitzlein
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 089/28 638-2429
E-Mail: presse@bsb-muenchen.de